Der Familienhund – Auslastung braucht der nicht!
Viele Hunde sind Familienhunde. Was bedeutet aber „Familienhund“?
Googelt man das kommen so Sätze wie: Muss viel aushalten können. Darf niemals aggressiv sein (was für ein Irrsinn!). Ist ausgeglichen und belastbar.
Ja, so ein Familienhund muss eine ganze Menge leisten. Leider hören wir immer öfter diesen Satz: „Auslasten muss ich meinen Hund nicht! Das ist schließlich ein Familienhund.“
Ok, dem Familienhund muss es also reichen Gassi zu gehen und sonst einfach dabei sein zu dürfen.
Vielen Hunden reicht das „scheinbar“ auch. „Scheinbar“ deshalb, weil man das Problemverhalten, was aus Langeweile resultiert ignoriert, weg redet, schönredet oder einen Kurs besucht und dann hofft, dass es sich in Luft auflöst.
Gerade Letzteres ist dann immer so eine Sache, für uns Hundetrainer. Ja, einen Kurs zu besuchen, um das Problemverhalten in den Griff zu bekommen, ist erstmal sehr löblich und auch richtig. Leider ersetzt dieser Kurs dann aber meistens nicht, die Auslastung, die der Hund, zusätzlich zum Training am Problem braucht. Gerade die arbeitswilligen Rassen wie Terrier, Hütehunde und so weiter brauchen mehr, um eben kein Problemverhalten zu entwickeln.
Da ist die Aussage, dass der Hund eine Showlinie ist oder eben ein Familienhund völlig fehlinterpretiert. Ein Hund aus der Showlinie kann arbeitswilliger sein als ein Hund aus einer Arbeitslinie. Ein gekaufter „Familienhund“ kann mehr wollen als Kinderbespaßung und Gassigehen.
Ein Beispiel aus meinem Alltag:
Meine Hunde sind selbstverständlich auch Familienhunde. Welcher Hund ist das eigentlich nicht? Meine Hunde sind immer dabei, sie sind ein Teil der Familie und sie sollen auch möglichst viel aushalten könne und unproblematisch sein.
Meine Hunde haben Bock zu arbeiten und darauf gehe ich auch von Anfang auch ein, damit sie eben kein Problemverhalten wie Pöbeln, jagen, ignorieren von Ansagen usw. entwickeln.
Hildegard ist seit September hier und ich war ein Wochenende auf Weiterbildung und hatte nur die Jungs dabei. Hilde, so dachte ich, ist glücklich, wenn sie auf dem Sofa liegen darf und es ist ausreichend, wenn mein Mann mit ihr Gassi geht und ein paar Leckerchen wirft zum Suchen.
Als ich Heim kam, erlebte ich eine Hilde, die überdreht war, die Sachen tat, die sie vorher nicht tat. Sie markierte, zum Beispiel enorm viel auf dem Spaziergang. Sie sprang an mir hoch und war hibbelig.
Grund war einfach, dass sie völlig unausgelastet war und ihr eben das Leben, auch wenn es nur 1,5 Tage waren, als „Familienhund“ überhaupt nicht zusagte.
Hilde ist wirklich kein Arbeitshund, der viel verlangt, aber ihr reicht es eben nicht aus, was anderen ausreichen muss, weil es ja ein Familienhund ist.
Zukünftig wird das anders laufen und mein Mann wird besser instruiert, wie er sie adäquat aber ohne großen Aufwand auslasten kann. 😉
Es tat mir in der Seele weh, dass zu sehen. Zumal es im direkten Kontrast war. Vorher ein völlig unaufgeregter, fast langweiliger Hund und keine 1,5 Tage später, zeigte sie bereits Verhalten, was sich zu Problemverhalten entwickeln könnte.
Aus diesem Grund, ein Familienhund möchte auch gut beschäftigt werden und das täglich, geistig sowie körperlich.
Damit werden sich einige Probleme nämlich viel leichter lösen lassen und der Hund insgesamt viel zufriedener.
Also bitte, die Ausrede „Es ist ein Familienhund“ gilt nicht! 😉